Lehrer:innen statt Tablets, denn Menschen lernen analog!

Die Schulen und Kitas dürfen nicht zum Absatzmarkt für Konzerne werden. Laptops und Algorithmen können Erzieher:innen und Lehrer:innen nicht ersetzen. Lernen und Bildung brauchen Beziehung. Kein Mensch lernt digital. Kommen digitale Instrumente zum Einsatz, ist entscheidend, wer die pädagogischen Kri­terien bestimmt und was mit den Daten geschieht.

Bei der Digitalisierung in den Bildungseinrichtungen darf die Ungleichheit der Chancen nicht noch verstärkt werden. Chancengleichheit braucht mehr Lehrer:innen.

Fragen Sie die Kandidat:innen Ihres Wahlkreises: Werden Sie sich im Bundestag für mehr Lehrer:innen und gleiche ­Bildungschancen für alle einsetzen?

>>> Wussten Sie, dass in Holland die digitalisierten Steve Jobs-Schulen wegen schlechter Lernergebnisse geschlossen wurden?
>>> Wussten Sie, dass mit der „Digitalen Bildung“ bis zu 80% Lehrer eingespart werden sollen?

 

Warum kritische Hochschullehrer:innen vor der „Digitalen Bildung“ warnen?

Hintergrund:  Digitaler Unterricht ist eine Krücke. Das hat das Homeschooling bewiesen. Kinder brauchen ihre Lehrer:innen, Freund:innen in der Klasse, reale Begegnung, Bewegung und sinnliche Erfahrungen. Denken und Bildung sind analog. Kein Mensch lernt digital. Mehr Lehrer:innen, kleinere Klassen für mehr Bildung – das ist angesagt. Digitaler Unterricht bedeutet aber einen Schritt in Richtung „Schule ohne Lehrer:innen“. Das Einsparpotential wird von US-Bildungskonzernen bereits berechnet: 80% der Lehrer:innen könnten eingespart werden. Digitale Geräte sind Hilfsmittel,  Lehrer:innen dürfen nicht durch Digitaltechnik ersetzt und werden. Den wenigsten Lehrer:innen ist bewusst, dass wir uns gerade in diesem Umbau befinden.

Es geht bei der „Digitalen Bildung“ nicht darum, zur Medienmündigkeit zu erziehen. Im Gegenteil: Sie führt zur Dominanz der Algorithmen. Der soziale Klassenverband wird aufgelöst. Die Google-Schulen in den USA machen es bereits vor. So wie bei der Industrie 4.0 Roboter die Produktion selbständig steuern, sollen Computer und Algorithmen das Erziehungs­ge­sche­hen autonom steuern. Die Umsetzung sieht Professor Fritz Breithaupt so: „2036 werden Eltern schon für ihre fünf Jahre alten Kinder einen virtuellen Lehrer abonnieren. Die Stimme des Computers wird uns durchs Leben begleiten. Vom Kindergarten über Schule und Universität bis zur beruflichen Weiterbildung. Der Computer erkennt, was ein Schüler schon kann, wo er Nachholbedarf hat, wie er zum Lernen gekitzelt wird. Wir werden uns als lernende Menschen neu erfinden. Dabei wird der zu bewältigende Stoff vollkommen auf den Einzelnen zugeschnitten sein“. 

Der Medienwissenschaftler Professor Ralf Lankau kommentiert diese BITKOM-Pädagogik als „im Kern totalitäre Systeme zur psychischen und psycholo­gischen Manipula­tion und lebenslangen Steuerung von Menschen. Beschrieben wird das systematische Heran­zie­hen von Sozial-Autisten, die auf eine Computer­stimme hören und tun, was die Maschine sagt.“

Der Augsburger Erzie­hungs­wissen­schaftler Klaus Zierer formuliert den Grundirrtum all dieser Bestre­bungen, Lernen und Verhalten zu vermessen: „Solange wir Menschen Menschen sind, solange bleibt Lernen Lernen. Daran wird auch eine Digitalisierung nichts ändern. Und jeder, der das behauptet und forciert, verkennt den Menschen und macht aus Menschen Maschinen. Das mag durchaus für so manchen ein Ziel sein, den Homo sapiens durch den Homo digitales zu ersetzen oder zumindest „upzugraden“ – nach dem Motto: Die Künstliche Intelligenz ist die Lösung für die menschliche Dummheit. Aber dann reden wir nicht mehr von Bildung, sondern von Programmierung. Und es zählt nicht mehr das, was ich aus meinem Leben gemacht habe, sondern das, was man aus mir gemacht hat“ (FAZ 4. 10. 2018). 

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Quellenangaben  zu den angeführten Fakten sind in dem Artikel:

  • Digitale Transformation des Kapitalismus – neue Produktivkraft oder destruktives Wachstum,Umweltzerstörung und perfektionierte Überwachung? Vortrag von Peter Hensinger auf der Offenen Akademie. https://www.diagnose-funk.org/1712