Das große Wahlversprechen: Digitalisierung
Ist Digitalisierung das Wundermittel?
Am 26. September 2021 ist Bundestagswahl. Alle reden von Digitalisierung. Doch ist Digitalisierung das Wundermittel für die Herausforderungen der Zukunft? Kann Digitalisierung ein Instrument für mehr soziale Gerechtigkeit und gegen die Klimakrise sein?
„Wenn wir die Digitalisierung unverändert fortsetzen, wird sie zum Brandbeschleuniger für die ökologischen und sozialen Krisen unseres Planeten. Die Informationstechnik hat erhebliche Auswirkungen auf Umwelt und Natur und ist lange unterschätzt worden. Es drohen damit auch mehr Energie- und Rohstoffverbrauch, mehr Konsum und mehr Verkehr.“ (Umweltministerin Svenja Schulze).
Wir sind zu spät dran, sagen uns die Politiker. Ja, deshalb müssen wir reden!
Lassen wir uns im freien Fall ins digitale Wunderland nicht ablenken und stellen wir uns den wichtigen Fragen: Mit welchem Ziel wird Digitalisierung betrieben? Geht es um Profit und Kontrolle oder um Gemeinwohl und freie Kommunikation?
Wir fordern eine weltweit sozial gerechte Digitalisierung
Milliarden neuer internetfähiger Geräte überschwemmen den Markt, Sprachsteuerung wird immer beliebter. Doch dadurch explodieren die übertragenen Datenmengen und damit der Energieverbrauch. Geht es nach dem Willen der Konzerne, soll die Digitalisierung das Wachstum ankurbeln. Doch wenn aufgrund von immer kürzeren Einsatzzeiten funktionierende Geräte systematisch zu Abfall werden, verseuchen unsere Elektroschrottberge die Küsten und Menschen in Afrika und Asien.
Die Digitalisierung geschieht auf dem Rücken des Globalen Südens. Der Abbau von Kobalt im Kongo für digitale Endgeräte findet unter menschenrechtsverletzenden Bedingungen statt, häufig sogar von Kindern. Die Rohstoffgewinnung für Seltene Erden in den digitalen Geräten zerstört ganze Landstriche.
Fragen Sie die Kandidat:innen Ihres Wahlkreises: Werden Sie im Bundestag die zerstörerische Wachstumspolitik thematisieren?
Vorsicht vor Brandbeschleunigern der Klimakrise!
Auch die Digitalisierung muss unter der Prämisse „Erhalt der Lebensgrundlagen für Mensch und Natur“ geschehen. Sonst wird die Digitalisierung zum Brandbeschleuniger der Klimakrise, warnt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung.
Wäre das Internet ein Land, hätte es den weltweit dritthöchsten Stromverbrauch. Das Haus Erde brennt.
Fragen Sie die Kandidat:innen Ihres Wahlkreises: Werden Sie im Bundestag einen ökologischen Fußabdruck der Digitalisierung einfordern?
„Leider ist die Digitalisierung nicht an sich umweltfreundlich, sondern erzeugt sogar neue oder verschärft bestehende Umweltprobleme.“
(Prof. A. Grunwald, Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Bundestag)
Sprechen Sie die Kandidat:innen Ihres Wahlkreises auf die Digitalisierung an.
Entscheidest Du noch? Oder Dein Kühlschrank?
Smart Home verspricht uns Komfort und Sicherheit, Smart City mehr Sicherheit in einer überwachten Stadt. Die menschliche Privatsphäre ist das letzte Gut, das noch ausgebeutet werden kann. Menschliches Verhalten ist Rohstoff für Konzerne wie Google, Microsoft, Apple, Amazon, Telekom und Vodafone. In dieser Sekunde werden 6 Millionen Vorhersagen von menschlichem Verhalten von diesen Konzernen erstellt.
In diesen Vorhersagen geht es um uns, sie sind aber nicht für uns bestimmt, sondern unser digitales Profil wird als Ware für Werbung, politische Beeinflussung und Überwachung gehandelt. Digitalisierung muss im Interesse des Gemeinwohls geschehen und nicht für Profit und Überwachung.
Fragen Sie die Kandidat:innen Ihres Wahlkreises: Werden Sie sich im Bundestag für Datenschutz und den Schutz der Privatsphäre einsetzen?
Lehrer:innen statt Tablets, denn Menschen lernen analog!
Die Schulen und Kitas dürfen nicht zum Absatzmarkt für Konzerne werden. Laptops und Algorithmen können Erzieher:innen und Lehrer:innen nicht ersetzen. Lernen und Bildung brauchen Beziehung. Kein Mensch lernt digital. Kommen digitale Instrumente zum Einsatz, ist entscheidend, wer die pädagogischen Kriterien bestimmt und was mit den Daten geschieht.
Bei der Digitalisierung in den Bildungseinrichtungen darf die Ungleichheit der Chancen nicht noch verstärkt werden. Chancengleichheit braucht mehr Lehrer:innen.
Fragen Sie die Kandidat:innen Ihres Wahlkreises: Werden Sie sich im Bundestag für mehr Lehrer:innen und gleiche Bildungschancen für alle einsetzen?
Wir wollen Zukunft
statt digitales Wunderland.
Wie kann die Digitalisierung ein Instrument für mehr soziale Gerechtigkeit und gegen die Klimakrise sein? Fragen Sie die Kandidat:innen Ihres Wahlkreises.
So schön verstrahlt – nein danke! Wir fordern Schutz der Gesundheit.
Die WHO hat die Strahlung der mobilen digitalen Geräte als möglicherweise krebserregend eingestuft, wie Autoabgase. Forschungen weisen nach, dass die Strahlung Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und Fruchtbarkeitsstörungen auslösen kann. Trotz aller Warnungen sprießen Mobilfunksendeanlagen wie Pilze aus dem Boden, und immer noch ohne Technikfolgenabschätzung für LTE und 5G. Doch es gibt technische Alternativen: In Schulen können digitale Geräte verkabelt oder über Lichttechnik genutzt werden, gesundheitsschädliches WLAN ist nicht nötig.
„Zusammen mit der Art und Dauer der Exposition scheinen Eigenschaften des 5G-Signals wie das Pulsieren die biologischen und gesundheitlichen Auswirkungen der Exposition zu verstärken, einschließlich der DNA-Schäden, die als Ursache für Krebs angesehen werden.“
(Wissenschaftlicher Dienst des EU-Parlaments zu 5G-Mobilfunk)
Fragen Sie die Kandidat:innen Ihres Wahlkreises: Werden Sie sich im Bundestag für eine Strahlenminimierung, Vorsorgepolitik und einen 5G-Ausbaustopp (Moratorium) einsetzen?
Wir fordern: Glasfaser statt Gläserner Mensch!
Mit schnellem Glasfaserkabel für jeden Haushalt kann die Strahlenbelastung durch Mobilfunkmasten vermieden werden.
Fragen Sie die Kandidat:innen Ihres Wahlkreises: Werden Sie sich im Bundestag für technische Alternativen und kommunale Rechte bei der Planung der digitalen Infrastruktur einsetzen?
Die getrennte Outdoor- und Indoorversorgung sowie Roamingpflicht würden ebenfalls zu einer massiven Senkung der Belastung führen. Mehr Daten mit weniger Strahlung – das ist machbar. Eine schnelle Internetanbindung ist Daseinsvorsorge, deshalb gehören Glasfasernetze in kommunale Hand. Das verhindert überhöhte Preise und sichert den Datenschutz.