Vorsicht vor Brandbeschleunigern der Klimakrise!
Auch die Digitalisierung muss unter der Prämisse „Erhalt der Lebensgrundlagen für Mensch und Natur“ geschehen. Sonst wird die Digitalisierung zum Brandbeschleuniger der Klimakrise, warnt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung.
Wäre das Internet ein Land, hätte es den weltweit dritthöchsten Stromverbrauch. Das Haus Erde brennt.
Fragen Sie die Kandidat:innen Ihres Wahlkreises: Werden Sie im Bundestag einen ökologischen Fußabdruck der Digitalisierung einfordern?
„Leider ist die Digitalisierung nicht an sich umweltfreundlich, sondern erzeugt sogar neue oder verschärft bestehende Umweltprobleme.“ (Prof. A. Grunwald, Leiter Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Bundestag)
Gigantischer Ressourcenverbrauch! Das Smartphone ist ein SUV.
Der ökologische Rucksack eines Smartphones beträgt 75 kg, und ist damit fast 750-mal schwerer als das Gerät selbst. In seiner Analyse schreibt Joseph Steinbeiss: “ Um an die nötigen seltenen Metalle und Erden heranzukommen, die man zur Herstellung eines 2 kg schweren Computers braucht, benötigt man 240 kg fossiler Brennstoffe, 22 kg zum Teil hochgiftiger Chemikalien und sage und schreibe 1,5 Tonnen Wasser. Für ein gewöhnliches Smartphone ohne exquisite Extras braucht man immerhin 50 dieser seltenen Erden.“ Sebastian Broca schreibt in Le Monde diplomatique: „So werden bei der Herstellung eines Notebooks rund 330 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalente emittiert.“
Allein für die deutschlandweit pro Jahr verkauften Smartphones entsteht ein Naturverbrauch von 125.000 LKW-Ladungen. Für das Jahr 2020 wurden weltweit 52 Megatonnen ausrangiertem Elektroschrott prognostiziert. Das entspricht einer Schrotthalde aller 46 Millionen Autos in Deutschland. Der Schrott landet in Entwicklungsländern und verseucht ganze Landstriche.
„Die Schlote der Digitalisierung rauchen genauso wie die in Gelsenkirchen früher“, erklärte der IT-Beauftragte des Bundesumweltministeriums Martin Wimmer.
Die Digitalisierung ist der Wachstumstreiber Nummer 1. Milliarden neuer Geräte für das Internet der Dinge, für autonome Autos, Videostreaming, energiefressende Serverparks, für die digital gesteuerte Massenproduktion von Lebensmitteln werden Wälder, Regenwälder und andere Naturräume noch intensiver als bisher in Minen und Abraumhalden verwandelt. Das ist eine Ursache des Artensterbens und bringt das Klimasystem zu gefährlichen Kipppunkten: „Im Herzen dieser Krise steht die technokratische Illusion, wir könnten mit der Natur nach Belieben verfahren, sie abbaggern, zerlegen, neu zusammensetzen und kontrollieren.“ (Fabian Scheidler) Wir sind dabei, die anthropogenen Leitplanken zu sprengen, warnt der WBGU (Wissenschaftliche Beirat für globale Umweltveränderungen der Bundesregierung). Wir müssen umsteuern!
Mehr erfahren:
- Die Auswirkungen des 5G Netz-Ausbaus auf Energieverbrauch, Klimaschutz und die Einführung weiterer Überwachungstechniken. Analyse von Dr. Matthias Kroll für das World Future Council. https://www.diagnose-funk.org/1718
- Warum Digitalisierung und sozial-ökologische Transformation zusammengedacht werden müssen. Positionspapier der Naturfreunde Deutschlands. https://www.diagnose-funk.org/1714
- 5G-Dialog der Bundesregierung. Ist 5G der Weg zu einer umweltschonenden Mobilfunk-Infrastruktur? Das eigene Amt widerspricht der Umweltministerin! https://www.diagnose-funk.org/1642
Quellenangaben zu den angeführten Fakten sind im Artikel:
Digitale Transformation des Kapitalismus – neue Produktivkraft oder destruktives Wachstum,Umweltzerstörung und perfektionierte Überwachung? Vortrag von Peter Hensinger auf der Offenen Akademie. https://www.diagnose-funk.org/1712